Systemdienste für die Interaktion mit Tumordokumentationssystemen aus anderen Systemen mit beispielhafter Erprobung im Gießener Tumordokumentationssystem (GTDS) - WebGTDS

(gefördert durch das Bundesministerium für Gesundheit)

Einführung

Die Integration der Tumordokumentation in Routineabläufe ist derzeit die wichtigste Anforde-rung, um auch in Zukunft qualitativ hochwertige Daten für die bessere Versorgung von Krebspatienten zur Verfügung zu haben.
In der Vergangenheit wurden daher Anstrengungen im Bereich von Datenschnittstellen unter-nommen, um Daten aus bestehenden Systemen übernehmen zu können. Diese haben zum einen zur Definition der BDT-Schnittstelle geführt. Zum anderen wurden in mehreren Klini-ken Schnittstellen von Tumordokumentationssystemen, z.B. dem Gießener Tumordokumentationssystem (GTDS) zu Verwaltungssystemen realisiert, um vor allem Stammdaten, aber auch operative Daten aus Kliniksystemen zu übernehmen. Dies ist ein Ansatz, der auch weiterhin schrittweise weiterverfolgt und ausgebaut werden wird.
Ein weiteres grundlegendes Integrationsproblem ist durch das Vorhandensein von Schnitt-stellen noch nicht gelöst. Eine Integration mit anderen Systemen erfordert, daß Daten auch in anderen Systemen bereitgestellt, verarbeitet und eingegeben werden können. Auf diese Weise wird aus Sicht des Anwenders ein Bruch in der Benutzerführung durch den Aufruf eines ande-ren als seines gewohnten Systems (Abteilungssystem, Praxissystem) vermieden. Ein entspre-chender Ansatz wurde in einem Projekt des GTDS mit der Firma Softcon 1995 / 1996 testweise verwirklicht. Allerdings beschränkte sich dieser seinerzeit auf die Darstellung von Informationen in unstrukturierter Form, so daß eine weitergehende Verarbeitung der Information (Korrektur, Ergänzungen von Daten) damit nicht möglich war.
Für eine Koppelung mit Systemen, bei denen eine direkte Benutzerinteraktion in dem Sinne erfolgt, daß zum Beispiel bestimmte Tumorinformationen abgerufen oder auch eingegeben werden sollen, ist ein weitergehender Ansatz erforderlich. In diesem Konzept bietet das GTDS Dienste an, wie zum Beispiel die dann von einem anderen System angesprochen werden können. Bis vor weni-gen Jahren gab es jedoch in diesem Bereich noch keine standardisierte Methodenumgebung, mit der sol-che Dienste verwirklicht werden konnten, so daß Dienste nur über proprietäre Schnittstellen mit entsprechend hohem Aufwand auf beiden Seiten verwirklicht werden konn-ten.
In den vergangenen Jahren sind, unter anderem im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung objektorientierter Programmierung und des Internet, eine Reihe standardisierter Techniken wie CORBA (Common Object Request Broker Architecture mit der systemunabhängigen IDL (Interface Definition Language) zur Beschreibung der Dienstaufrufe), dem defacto-Standard URL mit seinen universellen Möglichkeiten, Ressourcen (Dokumente, Methoden) zu nutzen, und XML (Extensible Markup Language) entstanden, die es erlauben, Entwicklungen für die Integration von Anwendungen effektiver auf einer höheren Ebene ohne Festlegung auf eine konkrete Syste-mumgebung durchzuführen. Damit können unterschiedliche Systeme leichter miteinander gekoppelt werden. Entsprechende Werkzeuge sind zum Teil frei verfügbar.
Auf der inhaltlichen Seite muß den Programmierern von Systemen, die die Tumordokumen-tation integrieren wollen, eine Beschreibung zur Verfügung gestellt werden, die es ihnen ermöglicht, mit einem Minimum an weiteren Absprachen Integrationslösungen zu entwickeln.
Sowohl die Beschreibungen als auch die technische Umsetzung in Form eines APIs (Applica-tion Programming Interface) müssen dabei folgende Anforderungen berücksichtigen:
  1. Standards für die Tumordokumentation (Basisdokumentation)
  2. Aspekte des Datenschutzes und der Datensicherheit
Bezüglich der Patientenrechte (Datenschutz und Datensicherheit) wird davon ausgegangen, daß das derzeitig im GTDS umgesetzte und langjährig im Einsatz befindliche Konzept (alle Behandler eines Patienten dürfen alle Daten des Patienten sehen, aber nur die selbst einge-brachten Daten ändern) eine tragfähige Basis für diese Entwicklung ist. Allerdings müssen dabei, wie auch die Benutzerevaluation gezeigt hat, verstärkt Rollenkonzepte zum Einsatz kommen, die benutzerabhängig die zulässigen Funktionen (Dienste) begrenzen. Dies hat über den Datenschutz hinaus den Vorteil, durch Reduktion der verfügbaren Dienste das System für ungeschulte Benutzer zu vereinfachen.
 

Realisation

Die Servicefunktionen werden über die HTTP-Post-Methode aufgerufen. Übergabeparameter und Rückgabewerte werden dabei in XML encodiert. Das entgegennehmende Servlet ist in Java realisiert und übergibt die Daten, gegebenfalls nach Vorverarbeitung, an Datenbankprozeduren.

Für die Demonstration des Zugriff auf die Dienste wurde ein Serverdienst implementiert, der über CGI mit HTML-Clients (WWW-Browsern) kommuniziert.
Die grundsätzliche Funktionsweise besteht darin, das durch die Dienste übergebenen XML in CGI-Forms zu übersetzen und die CGI-Variablen wieder in XML zu transferieren. Die Beschreibung der "HTML-Masken" erfolgt dabei ebenfalls in XML. Darüber hinaus wird für die Beschreibung von Auswahllisten auf Dokumentationsstandards und eigene Erweiterungen zugegriffen, die ebenfalls in XML-Dateien hinterlegt sind.

Die Extensible Markup Language (XML) hat also drei Funktionen

Die Beschreibung der HTML-Masken in XML stellt im wesentlichen ein Gerüst dar, welches das gleiche Schema aufweist, wie die Daten, die durch die Dienste geliefert werden. In dieses Gerüst sind zur Formatierung als Namespace HTML-Tags eingebunden. Attribute steuern die Verarbeitung durch den HTML-Server, der aus PERL-Skripten aufgebaut ist.

Die Funktionsweise soll anhand der folgende Dienste näher erläutert werden.
Hinweise:

  • Die hier angezeigten Masken sind nicht funktionsfähig (aber original abgespeicherte Versionen aus dem Betrieb). Das Ausprobiern von Knöpfen führt zu Fehlern. Es ist geplant, zumindest auf Anforderung auch die Dienste zum Austesten bereitzustellen.
  • Ihr WWW-Browser kann Schwierigkeiten mit der Darstellung von XML haben. Erprobt ist es für den MS Internet Explorer 5. Bei anderen Browsern / Versionen muß die Datei evtl. heruntergeladen und mit einem ASCII-Editor dargestellt werden.

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    Maske Dienstaufruf Rückgabe Maskenbeschreibung
    Login Loginrequest.xml Login.xml
    Patientenauswahl
    Patientenauswahl mit Suchergebnis
    Suchenrequest.xml Suchen.xml Suchentemplate.xml
    Übersicht Uebersichtrequest.xml VorhandeneDaten.xml Uebersichttemplate.xml
    Verlaufsdaten anzeigen Verlaufrequest.xml Verlauf.xml Verlauftemplate.xml
    Auswahllisten aus
  • Basisdokumentation (verkürzt)
  • Eigenen Erweiterungen
  • Verlaufdaten speichern (Anzeige danach) Verlaufspeichernrequest.xml Verlaufspeichern.xml